Am Dienstagabend, dem 8. Oktober 2024 war es endlich soweit: nach Monaten des Planens, Gestaltens, Ausräumens, Bauens und Textens wurde die neu konzipierte Textilabteilung endlich eröffnet. Bis zum Tag der Eröffnung wurden noch der letzte Handgriffe vorgenommen, damit für den Abend alles perfekt wurde.
Zahlreiche geladene Gäste fanden sich ein, um zunächst im Modersohn-Saal den Reden zu lauschen. Kathleen Nitschel, Leiterin des Kulturreferats der Stadt Wertheim würdigte zunächst alle Beteiligte. Ein besonderer Dank ging an die Prassek-Stiftung, deren finanzieller Zuschuss ein optisches Highlight in der Ausstellung möglich gemacht hat (ein in Übergröße präsentiertes Foto einer Hochzeitsgesellschaft).
Textile Schätze
Danach ging sie auf die besondere Bedeutung der Textilabteilung im Grafschaftsmuseum ein. Nicht zuletzt sei die textile Geschichte in der Umgebung auch ein wichtiger Bestandteil der kulturellen Identität ihrer Bewohner. Nicht umsonst sind zwei Highlights der Ausstellung mittlerweile immaterielles Kulturerbe – in der UNESCO-Liste der Blaudruck und in der Bayerischen Liste der evangelische Hochzeitszug Glasofen. Daher sei der neue Name der Ausstellung „Textile Schätze“ auch so treffend. Wenn hier auch nicht Schatztruhen mit Gold und Silber gefunden werden können, so sei hier die 3. Definition von „Schatz“ im Duden zu bestaunen: „wertvolles (materielles oder geistiges) Gut, wertvoller Bestand an (materiellen oder geistigen) Gütern“.
Die Kuratorin über die Ausstellung
Nach Kathleen Nitschel übernahm Ursula Wehner das Rednerpult. Sie rief zunächst in Erinnerung, dass die Sammelleidenschaft des historischen Vereins die Basis des heutigen Museums gebildet hat. Glücklicherweise war der Verein sich schon Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts der Bedeutung der textilen Geschichte Wertheims bewusst . Er begann sehr früh damit, ländliche Kleidung zu sammeln. Besondere Voraussicht bewies er auch in der sog. „Reichswollwoche“ 1915. Damals wurde alte Kleidung für die Soldaten in der Kälte gesammelt. Und so fingen viele Leute der ländlichen Bevölkerung fingen an, ihre geerbte Kleidung zu spenden. Der Historische Verein Alt-Wertheim kaufte und tauschte damals zahlreiche heute wertvolle Kleidungsstücke zurück. Noch heute sind diese das Herzstück der Ausstellung.
Die alte und die neue Textilabteilung
Auch im Museum kam der Textilabteilung schon immer eine besondere Bedeutung zu und auch Sonderausstellungen zum Thema lockten immer viele Besucher. Nach Dreißig Jahren sei es jedoch an der Zeit gewesen, die Dauerausstellung neu zu konzipieren. Einmal um der Tatsache, dass zwei Schwerpunkte der Ausstellung in der jüngeren Vergangenheit zum immateriellen Kulturerbe wurden. Zum anderen weil das Vorwissen des Publikums weniger geworden sei.
Trachten im Publikum
Im Publikum saßen auch einige Besucher in alter ländlicher Kleidung. Bei ihnen handelte es sich größtenteils um Mitglieder des Gesang- und Trachtenverein Glasofen. Außerdem war ein Paar aus Burgsinn anwesend, sowie zwei Mitgliedern der Höpfinger Spinnstube. Letztere zeigten nach den Reden ihre Fertigkeiten an den Spinnrädern. So konnten die interessierten Besucher nicht nur die neue Ausstellung bewundern und sich bei Häppchen und Getränken stärken, sondern eben auch ein altes Handwerk „live“ erleben. Die Ausstellung selbst kam sehr positiv an wir hoffen natürlich, dass das auch bei den kommenden Besuchern der Fall sein wird.