Am 14.01.2024 stand die erste besondere Veranstaltung im neu begonnen Jahr an: Eine Stuhlflechtvorführung mit -begutachtung im Rahmen unserer Sonderausstellung „Faszination Flechtwerk“. Dazu besuchte uns erneut die gelernte Flechtwerkgestalterin Elke Hegmann, die im letzten Jahr schon die Flechtworkshops in unserem Hause geleitet hat. Im Eingangsbereich zeigte sie, wie ein sogenanntes „Wiener Geflecht“ entsteht, das vor allem bei Stühlen seinen Einsatz findet. Die zahlreichen Besucher durften ihr dabei nicht nur über die Schulter schauen, sondern auch Fragen stellen. Auch das Angebot, defekte Stühle mit Geflecht mitzubringen, um sich einen Kostenvoranschlag zur Reparatur machen zu lassen wurde gut angenommen.

Elke Hegmann ist Flechtwerkgestalterin aus Leidenschaft und das spürt jeder, der ihr bei der Arbeit zuschauen darf. Für einen Stuhl benötigt sie – je nach Größe der Geflechtfläche ungefähr eineinhalb Tage. Die Peddigrohrstränge werden in die Sitzfläche des Stuhls gitterförmig gespannt, dann beginnt man damit, die Stränge längs, quer und diagonal zu verflechten bis ein achteckiges Muster entsteht. Wie eng das Geflecht wird hängt von dem Abstand der Löcher im Stuhl ab. Ein qualitativ hochwertigeres Geflecht ist immer enger geflochten, denn das erhöht auch die Langlebigkeit.

Ist das Geflecht defekt und nicht mehr zu retten, muss man es herausschneiden und neu flechten lassen. Diese Chance hatten die Besucher, die einen kaputten Stuhl mitgebracht hatten und sichtbar erfreut über diese Möglichkeit waren.

Wiener Geflecht ist nicht nur ästhetisch ansprechend sondern auch besonders nachhaltig. Sowohl das nachwachsende Material als auch der plastikfreie Abfall, der am Ende entsteht, spielen dabei eine Rolle. In diesem Sinne brachte Elke Hegmann außerdem alte herausgeschnittene Geflechte mit, die man für einen Spottpreis von 10 bzw. 20 Cent erwerben konnte. Denn diesem „Müll“ kann in Bastelprojekten neues Leben eingehaucht werden und das Geflecht so fast zum trendigen „zero waste“ Produkt werden.

Das Museumsteam hat sich sehr darüber gefreut, Elke Hegmann erneut begrüßen zu dürfen. Zufällig wurde am gleichen Tag im Bayerischen Rundfunk auch ein Beitrag über sie in der Sendung „Unter unserem Himmel“ zum Thema „Vom Reparieren – Neues Leben für alte Dinge“ gezeigt. Diesen können Sie in der ARD-Mediathek anschauen. (Link führt auf die genannte Sendung in der ARD-Mediathek)